Flugziele/Elba
Insel Elba / Flugplatz Marino di Campo (LIRJ)

Elba! Ein magisches Wort nicht nur für Italien-Urlauber generell, sondern insbesondere auch für Privatpiloten, denn sinnvollerweise besitzt die toskanische Mittelmeerinsel auch einen schönen Flugplatz, der Privatpiloten geradezu zu einem Ausflug einzuladen scheint. Schließlich beträgt die Flugzeit aus Süddeutschland selbst mit einer Cessna 172 gerade mal ca. gute drei Stunden.

In der Tat gehört der Besuch des wunderschönen Flugplatzes und der Insel zu den besten Dingen, die man in Europa mit einem Privatflugzeug machen kann. Ganz besonders im Spätfrühling (Blütenzeit), aber auch im Frühherbst (bis in die erste Okoberwoche; danach stirbt die Insel ziemlich aus).

Zum Thema Gebühren: Schon immer waren die Lande- und Abstellgebühren auf Elba nicht ganz günstig. Das hat damit zu tun, dass dieser Platz privatwirtschaftlich betrieben wird. Im Klartext und etwas vereinfacht gesagt heißt das: ca. 50 Euro pro Landung mit einem Zweitonner und einem Passagier. Für das Parken kommen pro Tag ca. 15 Euro hinzu, pro weiterem Pax nochmal ca. 11 Euro. Dazu gibt es mittlerweile auf der Insel eine ganze Reihe Rabattangebote für AOPA-Mitglieder! Siehe hier. 2017 wurde das Vorfeld etwas nach Norden erweitert (dort kompaktierter Erdboden mit Verstärkungsplatten aus Kunststoff), so dass man nun meist zumindest auf "festem" Boden parken kann. Es sind dort Stahlseile verspannt, an denen man das Flugzeug festmachen kann. Die Plätze direkt vor dem Terminal werden meist für die sehr seltenen Charterflüge, kleine Jets und sehr kurze Stopps freigehalten. Tipp: es gibt auch Hangarplätze, die letztlich nur wenig mehr kosten als das Parken draußen; dies könnte sich also in Summe lohnen.

Es ist allgemein kein PPR notwendig. Ausnahme: Flieger mit über 12 Metern Länge (z.B. PC12) müssen aus Gründen des Brandschutzes genau genommen 48 Stunden (!) vorher eine Anmeldung machen. Auch für Zoll (Schweiz!) braucht man eine Voranmeldung. Sonst nicht. Für die Öffnungszeiten sollte man stets die NOTAMs checken.

Als Tankstopp lohnt sich der Platz bei einem Avgas-Preis von (Stand Anfang 2024) extremen 3,94 Euro allerdings absolut nicht. Es ist so ziemlich das teuerste Avgas in ganz Italien. Immerhin: seit 2017 gibt es auch Mogas am Airport, allerdings zum ebenfalls sehr stolzen Preis von ca. 3,25 Euro.

Ein Besuch Elbas sei allen Piloten ans Herz gelegt. Zur Vorbereitung seien neben den üblichen offiziellen Publikationen zum einen die Website des Flughafens genannt, sowie folgendes:

Schulflüge (wenn man das nachweisen kann) bezahlen etwas weniger. Ein kleinen Rabatt gibt's auch, wenn man AOPA-Mitglied ist (auch AOPA USA geht). Dies entsprechend auf dem Anmeldeformular angeben. Man muss es dann aber wenn man die Rechnung bekommt trotzdem kontrollieren und gelegentlich das Personal and die Berücksichtigung des AOPA-Rabatts erinnern. Außerdem werden (wie meistens in Italien) die Lande- und Handlinggebühr pro ganze Tonne MTOW abgerechnet, d.h. ein Flug mit einem Eintonner kostet deutlich weniger als mit einem Zweitonner. Leider wird bei Privatflügen in der Regel kein zweites Besatzungsmitglied akzeptiert, d.h. wenn man z.B. zu viert ist, bezahlt man stets drei Paxe. Ausnahme: "Schulungsflüge".

Zum Anflug: Funkkontakt mit Marina di Campo Information kann man meist, vor allem wenn man von Norden kommt, erst kurz vor dem Platz herstellen. Also, keine Panik wenn im ersten Moment keine Antwort kommt. Weiterfliegen, dann klappt es irgendwann.

Bei Südwind wird auf der 16 gelandet; hierzu folgendes: der genaue Flugweg ist nicht mehr vorgeschrieben. Man kann entweder über einen langen Endanflug anfliegen; da muss man allerdings nur eine Meile vor der Schwelle noch einen gut 500 Fuß hohen Bergrücken knapp überlfiegen. Dabei muss man schon immer schön nah am Gelände bleiben und darf nicht zu schnell sein, denn sonst landet man gnadenlos zu lang. Alternativ kann man in S-Kurven dem Tal folgen; man kann dann flacher hereinkommen, hat dann aber nur einen ca. eine halbe Meile langen Endanflug. Der Platz ist wunderschön in die Insellandschaft zwischen fünf Meter hohen Schilffgebieten eingebettet.

Bei Nordwind wird auf der 34 Richtung Berg gestartet und folgt dann dem Tal in einem langen S-Turn Richtung Nordseite der Insel. Selbst dies sollte man aber nur tun, wenn man genug Leistungsreserve hat. Wägen Sie speziell bei hohen Temperaturen und großer Beladung gut ab, ob Sie bei leichtem Nordwind tatsächlich auf der 34 starten wollen, oder doch ein paar Knoten Rückenwind akzeptieren und auf der 16 Richtung Meer rausgehen sollten (in die Richtund praktisch keine Hindernisse). Nicht wenige Flugzeuge sind beim Start bzw. beim Durchstarten auf der 34 bereits schwer verunglückt. Hier finden Sie ein älteres Video, das den berüchtigten Abflug von der 34 zeigt (ich war hier der Pilot).

Insgesamt ist das Personal am Platz hilfsbereit, entspannt und freundlich, wenn auch nicht überschwänglich (es handelt sich ja um keinen "Aeroclub-Platz"). Es gibt bei Abflug außerdem stets eine Sicherheitskontrolle, die auch nicht bei "C", sondern 100 Meter weiter südlich gemacht wird.

Es gibt ein einfaches Hotel (mit Pool) direkt am Platz ("Aviotel") sowie ein Restaurant. Aber persönlich denke ich, es wäre eine Schande, nicht stattdessen ein Zimmer in Marina di Campo zu nehmen und dort den Tag/Abend zu verbringen. Außerdem gibt es einen kleinen Supermarkt direkt am Platz, an welchem man z.B. Getränke, oder gar etwas für ein Picknick einkaufen kann. Dazu gibt es gleich zwei Bars am Platz.

Bei Abflügen mit Zulu-Flugplan (und IFR-Pickup in der Roma FIR) ist vor dem Anlassen eine Freigabe von Marina di Campo Information einzuholen.

Routentipps:

Wie man von Norditalien an die toskanische Küste kommt, ist im Abschnitt "Forte dei Marmi / Massa-Cinquale" beschrieben. Ab Massa ist es üblich, der veröffentlichten Standard-Strecke entlang der Küste zu folgen. Diese ist wunderschön und geht über Viareggio und Marina di Pisa nach Livorno. Einziger Nachteil: Diese kann oft nur in maximal 1000 Fuß GND beflogen werden; Ausnahmen, also etwas größere Flughöhen, lässt Pisa Approach leider nicht immer zu, da dann ein Konflikt mit den (speziell aufgrund Ryanair doch recht häufig stattfindenden) Instrumentenanflügen auf die Piste 04 von Pisa entstehen würde. Tipp: in FL70 und höher geht es besser.

Ab Livorno gibt es wiederum zwei Möglichkeiten: Entweder man fliegt von dort direkt nach Elba (bedeutet eine Flugzeit über offenes Wasser von ca. 20 Minuten bei 120 Knoten) oder man fliegt die Küste noch weiter entlang über Castglioncello bis nach Piombino. Von dort ist es nur noch ein dreiminütiger Katzensprung nach Elba.

Für diejenigen, die mit dem Fliegen längerer Strecken über Wasser kein Problem haben, gibt es ab Massa-Cinquale noch eine ganz direkte Alternativroute übers Meer: Ab Massa fliegt man (unter Beachtung der Pisa CTR) mit Kurs Südwest quasi direkt zur "Isola di Gorgona", einem kleinen Archipel ca. 20 NM westlich von Livorno. Ab dort fliegt man südlich Richtung "Isola di Capraia" und von dort direkt nach Elba. Vorteil dieser Route: Weniger Verkehr als auf der Küstenroute. Außerdem kann man meist deutlich höher als 1000 Fuß GND fliegen.

Freizeittips für vor Ort::

Zum einen gibt es für den Transport manchmal einen Airportshuttle-Bus. Alternativ muss man ein Taxi rufen lassen, welches (nur für die kurze Fahrt nach Marina di Campo) maximal 15-20 Euro kosten darf. Manchmal ist aber gar keins bekommen. Zur Not gibt es unweit des Platzausgangs noch eine Bushaltestelle.

Für alle weiteren Strecken sollte man am Platz ein Auto leihen, wofür es mehrere Anbieter gibt: www.elbabycar.it ist aber eher einen Tick teuer (wobei es dort für AOPA-Mitglieder 15% Skonto auf die Normalpreise gibt) und außerdem im Sommer häufig "ausverkauft". Alternativ lohnt sich ein Blick auch auf www.elbarent.eu. Dieser Verleiher ist geringfügig weniger teuer. Und weil aller guten Dinge drei sind, hier noch ein Vermieter: www.elba4fun.com. Allgemein gilt: ob man nun vorreserviert oder nicht; die Preise sind nahezu die gleichen. In der Nebensaison gibt es also kaum einen Grund, vorzureservieren. In der Hauptsaison hingegen macht das viel Sinn.

Aufgrund seiner Größe und Beschaffenheit eignet sich Elba jedoch eigentlich perfekt dazu, mit einem Motorroller erkundet zu werden, das ist traumhaft! Elbarent hat solche. Auch in Marina di Campo gibt es mehrere Verleihdienste. Das Vergnügen ist allerdings (wie alles in Elba) nicht billig; ein Roller kostet pro Tag fast genauso viel wie ein Auto! Traumhaft sind insbesondere die Küstenstraßen im Westen der Insel! Es gibt haufenweise Buchten mit schönen Stränden, jede Ecke sieht anders aus. Auch die "Hauptstadt" der Insel, Portoferrraio, mit seinem Hafen und den Gässchen in Altstadt kann man sich natürlich mal anschauen. Dennoch bleibe ich bei meinen Besuchen in der Regel direkt in Marina di Campo, welches mir am besten gefällt. Natürlich gibt es auch Fahrräder und E-Bikes zu leihen.

Sehr empfehlenswert ist wegen des frischen Fischs und des schönen Blicks über die Bucht das gehobene Strandrestaurant "La Lucciola" in Marina di Campo (Tel. 0565/976395), welches aber nur im Sommer geöffnet ist. Für mittags mein Favorit! Aber: nicht ganz billig! Abends empfehle ich es nicht so sehr, weil es dann eher "haute cuisine" auf der Karte gibt. Ganz im Osten der Bucht von Marina di Campo gibt es ein weiteres, einfacheres Strandrestaurant, das ich ebenfalls empfehle: "Da Piero".

Im Ortsinnern von Marina di Campo gibt es u.a. das Restaurant "Il Cantuccio", wo es für AOPA-Mitglieder satte 20% Rabatt gibt. Das Essen finde ich aber nicht so umwerfend.

Ein Klassiker, wenn auch in Porto Azzurro und damit eher am anderen Ende der Insel ist "La Caravella" mit sehr guten Fischgerichten, allen voran dem Cacciucco, der toskanischen Fischsuppe.

Was Hotels angeht, findet man hier eine gute, übersichtliche Hotelliste für alle Orte auf der Insel. In Marina di Campo war ich einmal mit "La Barcarola" sehr zufrieden: Mitten im Zentrum, dennoch mit Privatparkplatz und auch in der Saison nicht zu teuer. Außerhalb der Hauptsaison ist das Hotel Mistral günstig und OK. Es gibt aber noch einige mehr.

Ein schönes Restaurant mit traumhaftem Blick von der Terasse ist das "Retrogusto", das sich entlang der Straße von Procchio nach Portoferraio befindet. Auch Portoferraio ist sehr schön. Es empfiehlt sich, ein bisschen durch die Gassen auf dem Hügel und zur Burg zu schlendern.

Was Strände angeht. so gibt es für jeden Geschmack etwas. Mit gefällt wie gesagt gleich der in Marina di Campo am besten. Recht bekannt ist im Westen der Insel auch der Strand von Fetovaia. Im Norden der Insel gibt es viele, meist gut erschlossene Strände; ein paar kleinere Strände sind nur zu Fuß zu erreichen. Sehr bekannt ist auch der Strand "Inammorata" im Südosten der Insel.


© Philipp Tiemann
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