Flugziele/Tyrrhenische Küste
Tyrrhenische Küste

Man kann durchaus verschiedener Meinung sein, ob nun die die tyrrhenische (=West-) Seite oder die adriatische (=Ost-) Seite des Stiefels die schönere ist. Meine Meinung: Die Küsten am Tyrrhenischen Meer sind einfach etwas interessanter und abwechslungsreicher. Außerdem gibt es viel weniger Bausünden in Form von Bettenburgen, wodurch die Optik ansprechender ist. Allerdings ist insbesondere die Luftraumstruktur für VFR-Piloten auch etwas anspruchsvoller als auf der Adriaseite.

In diesem Abschnitt sollen alle nutzbaren Plätze vorgestellt sein , die sich entlang der italienischen Westküste anbieten, geordnet von Nord nach Süd. Ausgenommen sind lediglich die Plätze von Rom, Neapel, Salerno, Massa-Cinquale, Pisa und San Vincenzo, da diese in jeweils anderen Abschnitten bereits detailliert behandelt werden.

Albenga-Villanova (LIMG)

Der einzige Flugplatz an der Riviera di Ponente, also dem Küstenabschnitt zwischen Genua und der französischen Grenze. Der Platz liegt leicht im bergigen Hinterland der Küste und ist daher auch aufgrund der oft schwierigen Windverhältnisse recht anspruchsvoll. Es gibt zwar einen LOC-DME-Anflug; dieser hat aber sehr hohe Minima. Es ist kein PPR erforderlich und es gibt Jet und Avgas, sowie freundliches Personal. Außerdem auch Zoll (Benachrichtigung erfolgt über den FPL).

Mit dem Taxi ist man in gut 10 Minuten (8km) in Alassio, einem der wenigen Orte mit Sandstrand in Ligurien. Auch ansonsten ist Alassio sehr hübsch und kann daher (außer im Juli und August) sehr empfohlen werden. Meist wartet ein Taxi direkt am Flugplatz. Falls einmal nicht, kann man sich ein vom Flugplatzpersonal rufen lassen. Wenn man sich vorab schon verabreden möchte, hier die Telefonnummern: 0039 3342820954 (Sig. De Lorenzo) sowie 0039 3358172177 (Sig. Santuccione). Die Fahrt nach Alassio kostet einfach 25 Euro; bei Hin-und Rückfahrt kann man in Summe 45 Euro heraushandeln. Für diejenigen, die lieber einen Mietwagen nehmen möchten, bieten Hertz (0039 0182648242) und Maggiore (0039 0182643382) einen Pickup-Service am Flughafen an.

Albenga hingegen selbst ist als Stadt eher nicht so toll, aber der Flughafen erfüllt dennoch seinen Zweck als Regionallandeplatz ganz gut. Viele schöne ligurische Küstenorte sind von Albenga aus in 30-45 Minuten Autobahn zu erreichen. Der Platz ist in jedem Fall ein ideales Ziel, wenn man mal eben dem mitteleuropäischen Winter entfliehen will, da man hier an der Riviera di Ponente praktisch nie weniger als 12-14 Grad und meistens Sonnenschein hat. Die Gebühren sind relativ moderat (ca. 35 Euro).

Genua-Sestri (LIMJ)

Der Flughafen der Hafenstadt Genua. Es gibt die komplette Infrastruktur eines Großflughafens, inkl. echtem H24, auch für die GA. Der Anflug ist interessant, da sich der Platz auf einer Landzunge unweit des Hafens befindet. Es ist kein PPR nötig, auch nachts nicht. Die Anfluglotsen von Genua haben den Ruf, die besten und GA-freundlichsten Italiens zu sein. Nahezu jedwede Anfrage versucht man zu genehmigen und das alles in freundlichem Ton. Es gibt Jet und Avgas; es wird wenn man Tanken will allerdings um Vorabinfo gebeten.

Die Innenstadt von Genua (sehenswert!) kann man mit dem Taxi oder mit dem Bus recht zügig erreichen. Der Flughafen Genua ist außerdem auch der Platz der Wahl, wenn man die Riviera Levante (Cinque Terre, Portofino) besuchen will, denn es gibt natürlich Mietautos am Platz. Die Landegebühren sind aufgrund obbligatorischer Handling- und Marshallinggebühren recht hoch, aber gerade noch im Rahmen (ca. 70 Euro).

Sarzana-Luni (LIQW)

Der ca. 20 km südlich von La Spezia (also genau an der Grenze zwischen Ligurien und der Toskana) gelegene Militärflugplatz Sarzana (LIQW), ist leider nur sehr beschränkt für die Allgemeine Luftfahrt nutzbar. Es gibt allerdings zumindest einen kleinen örtlichen Aeroclub. Grundsätzlich eignet sich der Platz von seiner Lage her insbesondere für diejenigen, die Richtung Forte dei Marmi/Viareggio wollen, denen aber die Piste von Massa-Cinquale zu kurz und zu steinig ist; außerdem sind von hier aus La Spezia, Carrara oder Portovenere in Kürze erreichbar.

Kurz gesagt ist der erste Ansprechpartner für den Versuch einer Landebewilligung der Aeroclub:

Aeroclub Luni-Sarzana
Tel.: 0039 0187 673180
Fax: 0039 0187 029078
E-mail: aeroclubsarzana@tiscali.it

Cecina

Dieses Aviosuperficie liegt zwischen Livorno und Piombino und hat eine 1000 Meter lange Graspiste. Keine Landegebühr. Am Platz leider keinerlei Infrastruktur; außerdem liegt er zunächst mal ein bisschen im Nichts. , Allerdings ist der Flugplatz der nächstgelegene zu einem Highlight: ca. 8 Kilometer nördlich liegt der Strand von Vada, auch "die Karibik Italiens" genannt, denn praktisch nirgendwo anders in Italien gibt es so weißen Strand und so türkisblaues Wasser. Wenige Meter landeinwärts stört allerdings eine große Chemieanlage, diie für den hellweißen Sand des hiesigen Strands verantwortlich ist. Dennoch sehr zu empfehlen. Das Taxi vom Flugplatz zum Strand kostet verständlicherweise ca. 30 Euro aber dafür gibt es in Cecina ja keine Landegebühren. Weitere Infos im Avioportolano bzw. Aerotouring Flight Guide.

Aliscarlino

Dieser im Frühjahr 2011 neu eröffnete Flugplatz (Aviosuperficie) liegt in Gebiet des Städtchens Scarlino (Provinz Grosseto); daüber hinaus aber vor allem nicht weit vom Meer und vom Strandort Follonica. Auch diese Gegend der Toskana ist bei den Deutschen sehr beliebt. Nur 15 Kilometer landeinwärts liegt das schöne Bergstädtchen Massa Marittima. Die Piste von Aliscarlino ist 650 Meter lang und sehr gepflegt. Infos im aktuellen Avioportolano, oder über Internet, z.B. hier.

Castiglione della Pescaia / Punta Ala

Wir sind nur ein paar Kilometer südlich, noch immer in der Provinz Grosseto. Der Flugplatz Castiglione della Pescaia liegt nur ein paar Kilometer von der feinen und landschaftlich reizvollen "Punta Ala" entfernt. Diese hat den größten Yachthafen des tyrhennischen Meers und einen sehr renommierten Golflcub. Außerdem liegen in Fußdistanz des Flugplatzes aber auch gleich drei(!) nette Restaurants (siehe Avioportolano/Aerotouring Flight Guide). Die Piste ist landschaftlich sehr schön, aber - obwohl 800 Meter lang - wegen Hindernissen und Gefälle ziemlich anspruchsvoll. Auch der Zustand der Bahn lässt zu mancher Jahreszeit zu wünschen übrig. Keine Landegebühr.

Orbetello - Costa d'Argento

Dieses Aviosuperficie liegt am Rande des Städtchens Orbetello, welches wiederum das Eingangstor zur Halbinsel Monte Argentario ist. Daher ist dieser Flugplatz ein sehr guter Ausgangspunkt für die Erkundung dieses Küstenabschnitts des südlichen Teils der Provinz Grosseto. Der Flugplatz ist 2011 wiedereröffnet worden, nachdem er in zuvor für längere Zeit geschlossen war. Aus diesem Grund ist er auch im aktuellen Aerotouring Flight Guide nicht aufgeführt; interessanterweise ist er aber im Jeppesen stets erhalten geblieben. Laut diesem ist die Graspiste 780 Meter lang. Es wird um PPR gebeten: 0039 348 6627471 (Michael Constantini). Allerdings wird für die Landung inkl. einem Tag Parken ein Beitrag von 20 Euro verlangt.

Sabaudia

Dieser Platz liegt bereits im Latium, ca. auf halber Strecke zwischen Rom und Neapel. Er ist besonders schön am Rande des naturbelassenen Nationalparks Circeo gelegen, allerdings ein paar Kilometer von Strand entfernt und ins das Städtchen Sabaudia sind es ein paar Kilometer. Der Strand ist aber ganz nett und nicht zu sehr zugebaut wie andernorts. Aufgrund der Luftraumstruktur relativ komplizierter Anflug. Außerdem ist die Piste zwar immerhin 600 Meter lang, an beiden Seiten endet sie aber unmittelbar in einen Graben. Dennoch bin hier bereits einmal im Sommer mit vier großen Kerlen mit der SR22 rein und raus. Es gibt Jet, Avgas und Mogas. Keine Landegebühr. Der Platz ist auch im Jeppesen enthalten.

Scalea (LIXP)

In Süditalien verringert sich die Flugplatzdichte (auch die der Aviosuperfici) doch recht erheblich. Der nächste Stopp direkt am Meer (abgesehen von Neapel und Salerno, siehe "Neapel/Kampanien") liegt dann bereits im Norden Kalabriens, am Golf von Policastro. Der Platz ist das Ergebnis eines (weitgehend gescheiterten) Projekts, hier einen kleinen Flughafen regionaler Bedeutung hochzuziehen und wurde daher vor einigen Jahren ausgebaut, so dass es eine lange Asphaltpiste, großzügige Abstellflächen und auch Jet, Avgas und sogar Mogas gibt (wg. Tanken am Besten vorher kurz anmelden). Insbesondere die Verfügbarkeit von Avgas macht diesen Platz auf einer Süditalientour eine gute Option, da die Versorgung in dieser Gegend ansonsten ja sehr mäßig ist. Gebühren allerdings mit 20-30 Euro für diesen verkehrsarmen Platz einen Tick hoch. Es sei hier die Empfehlung für das nahe Agriturismo "Orsomarso" weitergegeben. Weitere Infos im Avioportolano/Aerotouring Flight Guide.

Lamezia Terme (LICA)

Der Verkehrsflughafen der mittelkalabrischen Stadt Lamezia Terme hat für Privatpiloten eher wenig zu bieten; er ist eher auf Linienverkehr und Frachtverkehr ausgerichtet, hat für die GA PPR-Pflicht, normale Landegebühren und auch kein Avgas. Funktioniert trotzdem passabel ohne allzu große Zeitverluste. Er ist (sofern man kurze Graspisten nicht mag) die beste Alternative, wenn man ins schöne Tropea (50 Kilometer südlich) möchte. Es gibt Mietautos aller Couleur; man sollte am besten vorbestellen, das ist deutlich günstiger.

Ali Calabria (Tropea)

Wer mit kurzen Pisten klarkommt, sollte wenn er in Kalabrien unterwegs ist diesen Platz in Erwägung ziehen, denn er liegt nur knappe 10 Kilometer von der schönen mittelalterlichen Stadt Tropea entfernt. Diese liegt auf einem ca. 80 Meter hohen Felsen über dem glasklaren Meer. Unterhalb der schönen Altstadt liegt ein feiner Sandstrand. Tropea zählt aufgrund seiner Lage und der gut erhaltenen Altstadt zu den beliebtesten Urlaubszielen Kalabriens und den schönsten Orten der italienischen Mittelmeerküste. Die Piste des UL-Vereins "Ali Calabria" ist auch für zertifizierte Flugzeuge zugelassen, aber eben nur 500 Meter lang und hat zwei Prozent Steigung. Keine Landegebühren. Unterkunftsmöglichkeit am Platz. Weitere Infos im Avioportolano.

Reggio Calabria (LICR)

Dieser Flughafen im äußersten Südwesten Kalabriens (sprich auf der Fußspitze des Stiefels) ist bei Privatpiloten auf Italientouren recht beliebt, da er gebührentechnisch sehr im Rahmen ist, auch am Boden recht unkompliziert ist und vor allem, da es problemos (wenn auch teuer) Avgas gibt. Da außerdem Sizilien keinerlei solch unkomplizierten Flughafen zu bieten hat, ziehen es einige vor, in Reggio Calabria zu landen und dann mit der Fähre die Meerenge von Messina Richtung Sizilien zu kreuzen, was durchaus auch seinen Reiz hat. Also: Sehr zu empfehlen. Die Gegend kann allerdings häufig ein bisschen windig und daher im Anflug etwas bockig sein. In der Stadt wird als Unterkunft das "Al Castello Luxury Bed 'n Breakfast" empfohlen.


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