VFR-Flugpläne (zu IFR-Fluplänen siehe Abschnitt „IFR in Italien“)
Natürlich gelten zum Thema Flugplanpflichten auch in Italien die allgemeinen SERA-Regeln. Somit ist für VFR-Flüge am Tag ein (vor dem Flug aufgegebener, kompletter) Flugplan - so wie in Deutschland - eigentlich nur für grenzüberschreitende Flüge nötig. Hierunter seien wohlgemerkt nicht nur jene Flüge verstanden, bei denen die Landung in einem anderen Land stattfindet als der Start, sondern alle Flüge, bei denen internationale FIR-Grenzen passiert werden. Soll heißen: Sollten Sie jemals z.B. von Ligurien nach Sardinien Fliegen und dabei Korsika überfliegen: Machen Sie einen Flugplan, denn das ist Pflicht! (Bedenken: Letzteres ist allerdings mit 600kg-ULs seit einiger Zeit ohne weiteres nicht mehr legal).
Im Gegensatz zu z.B. Spanien und Kroatien ist es aber nicht grundsätzlich notwendig, vor dem Flug einen Flugplan aufzugeben, wenn man einen VFR-Inlandsflug macht und dabei teilweise den kontrollierten Luftraum (z.B. bei Abflug, bei Anflug oder beim Durchflug einer CTR) in Anspruch nehmen möchte. In diesem Fall wird - SERA entprechend - per Funk ein kurzer ad-hoc Flugplan direkt bei der für den Luftraum zuständigen Kontrollstelle gemacht; in der Praxis läuft das im Prinzip genau so ab wie früher auch bei der ganz niormaen Einholung einer Durchflugfreigabe z.B. in Deutschland.
Das anzuwendende Format für die Aufgabe von kompletten Flugplänen in Italien ist natürlich der ICAO-Standard. Den Vordruck der italienischen Behörden habe ich als pdf-Datei bei den Downloads hinterlegt. Natürlich werden heutztage die allermeisten Flugpläne online verschickt und nicht mehr über diese Dokumentenvorlage.
Die Aufgabe von Flugplänen hat früher grundsätzlich direkt über die so gennanten AROs (Air Traffic Service Reporting Office) stattgefunden. Dies waren praktisch kleine regionale AIS-Büros, die sich an allen größeren kontrollierten Flughäfen befanden. Mittlerweile ist in Italien das geschehen, was wir in Deutschland schon vor einigen erlebt haben: die meisten AIS-Büros wurden nach und nach geschlossen und die AIS-Dienstleistungen auf einen zentralen Ort konzentriert. Im Fall von Italien gibt es nun im Wesentlichen zwei zentrale AROs, und zwar Mailand für den Norden des Landes und Rom für den Süden (es gibt weiterhin noch ein paar wenige Flugplätze, die anderen, militärischen AROs zugeordnet sind; z.B. sind die Flughäfen Pisa und Lucca nach wie vor des lokalen AROs von Pisa zugeordnet).
Zu den Nummern der zentralen AROs von Mailand Linate und Rom Fiumicino:
Mailand:
Die richtige Telefonnummer hängt wiederum davon ab, welcher Flugplatz für den Start bzw. die Landung benutzt wird; siehe dazu die AIP unter GEN 3.1. Ist der Platz dort nicht explizit aufgeführt, sollte man die Nummer des nahesten aufgeführten Platzes wählen.
Flugpläne können seit einiger Zeit auch per email übermittelt werden. Die Adresse lautet:
arocbo.liml@enav.itRom:
Auch hier gilt: die richtige Telefonnummer hängt davon ab, welcher Flugplatz für den Start bzw. die Landung benutzt wird; siehe dazu die AIP unter GEN 3.1). Ist der Platz dort nicht explizit aufgeführt, sollte man die Nummer des nahesten aufgeführten Platzes wählen.
e-mail: arocbo.lirf@enav.it
Die Aufgabe kann in beiden Fällen also per Fax, e-mail, oder auch per Telefon stattfinden. Ich empfehle in der Regel sogar die telefonische Aufgabe, denn so wird sichergestellt, dass der Flugplan nicht irgendwo liegen bleibt oder verloren geht. Außerdem können so gleich Fehler aussortiert werden. Das Personal in den AROs spricht stets ein recht passables Englisch.
In der Tat: die Regularien in Italien besagen nach wie vor offiziell, dass schriftliche eingereichte Flugpläne telefonisch durch den Aufgaber bestätigt werden müssen; das ist allerdings mehr ein Disclaimer; de facto funtionieren schritliche aufgegebene Pläne zu 99%, auch ohne telefonische Rückversicherung.
Online-Aufgabe
Seit einigen Jahren gibt es nun endlich auch direkt bei der italienischen ENAV die Möglichkeit der Online-Aufgabe für Flugpläne mit Start in Italien. Hier der Link. Um es zu benutzen, muss man sich vorher auf der Website registrieren.
Die Seite ist nichts weiter als ein Eingabemaske, mit der eine email an das ARO vor-formatiert und abgesendet wird. Man muss sogar am Schluss noch selbst wählen, ob der Flugplan nach Mailand oder nach Rom geschickt werden muss, d.h., wenn man in der Mitte Italiens losfliegen will, muss man wissen, welches ARO territorial zuständig ist. Tipp: Die "Trennlinie" verläuft etwas südlich der Linie Genua / Rimini (siehe AIP, ENR 3.1.)
Es werden beim Eingeben des Flugplans auch keine Kontrollen wegen Syntaxfehlern oder falschen ICAO-Gruppen durchgeführt. Auch Hilfe bei der Erstellung von IFR-Routen (wie z.B. beim Portal der DFS) wird nicht geboten. NOTAM-Briefings können dort bisher ebenfalls nicht online eingeholt werden. Insgesamt ziemlich dünn für mehrere Jahre Entwicklung! Es ist wirklich nicht mehr als eine Eingabemaske, welche die e-mail an das ARO vor-formatiert. Außerdem habe ich gehört, dass es damit weitere Probleme gibt. Also: keine gute Option.
Für diejenigen (wenigen) von uns, die noch immer ohne Programme wie Skydemon oder Rocketroute unterwegs sind, ist das Online-Portal der ENAV zwar eine sinnvolle Ergänzung. Aber auch hier gilt: Flugpläne sollten ca. 10 Minuten nach der Aufgabe telefonisch vom Piloten rückbestätigt werden!
Auch über das Online-Portal der DFS kann man bekanntlich Flugpläne aufgeben, auch dann, wenn der Flug im Ausland losgeht. Es ist allerdings so, dass die DFS dann nichts anderes tut als diesen Flugplan so wie er ist an den zuständigen AIS im Ausland weiterzuleiten, damit der sich darum kümmert. Das heißt: man fügt lediglich eine weitere Schnittstelle ein. Trotzdem kann man natürlich auch auf diese Möglichkeit zurückgreifen und spart sich so den hakeligen Umgang mit dem ENAV-Portal.
Aufgabe über kommerzielle Drittanbieter / Apps
Natürlich können VFR-Flugpläne heutzutage auch über Flugplanungsdrittanbieter wie z.B. Rocketroute, Homebriefing, Autorouter, Eurofpl, Foreflight und Skydemon aufgegeben werden. Das ist wohl eher der Standard heute. Bei mir hat dies (Aufgabe über Skydemon) in der Vergangenheit stets problemlos funktioniert.
Ich betone aber, dass ich bei VFR-Flugplänen mit Start in Italien die besten (=problemlosesten) Erfahrungen mit telefonisch direkt bei den italienischen AROs aufgegebenen Plänen gemacht habe. Es ist nämlich so, dass der italienische AIS, also die AROs, eine potentielle Schwachstelle des Systems ist. Man darf sich diesen nicht wie den sehr effizienten und zuverlässigen deutschen AIS vorstellen Leider gehen in Italien gelegentlich mal VFR-Flugpläne "verloren". In der Regel, weil das ARO, welches den Flugplan ursprünglich erhalten hat, den Plan komplett verschlampt oder vergessen hat, oder weil die Adressierung an die betroffenen Stellen nicht richtig vergenommen wurde. Schützen kann man sich auf zweierlei Weise davor: 1. vor dem Start beim Turm / AFIS anrufen und fragen, ob der Flugplan auch vorliegt (bei Starts von Plätzen ohne ATS sollte beim zuständigen ARO (Mailand oder Rom) anrufen und fragen, ob der Plan erhalten und verteilt wurde); 2. kann man davon ausgehen, dass bei Aufgabe direkt beim ARO (also via Telefon oder Fax) weniger risikoreich ist. Die Aufgabe über Flugplanungsprogramme ist grundsätzlich geringfügig riskanter, schlicht weil die Gefahr besteht, dass der Plan eben beim AIS (in deren Software-System) liegen bleiben könnte
Allgemeines zu Flugplänen in Italien
Auch per e-mail oder anderweitig online übermittelte Flugpläne sollte man grundsätzlich kurz darauf per Telefon vom ARO bestätigen lassen (VFR und IFR) - es kann sonst passieren, dass der Flugplan überhaupt nicht ins System kommt (siehe oben). In der Praxis funktioniert es allerdings auch ohne Bestätigungsanruf allermeistens. VFR-Flugpläne sind mindestens 30 Minuten und - Achtung - maximal 24 Stunden vor EOBT aufzugeben.
Sobald ersichtlich wird, dass Sie die in Ihrem VFR-Flugplan eingetragene EOBT um mehr als 30 Minuten überschreiten werden, müssen Sie eine Delay-Message abgeben, ansonsten müssen Sie damit rechnen, dass der Flugplan im Papierkorb landet.
Ein Wort zum Routenfeld (Feld 15) des Flugplans bei VFR-Flügen in Italien: In der AIP Italia steht nichts darüber, mit Hilfe welcher Punkte diese zu definieren sei. Grundsätzlich würde man also die ICAO-Standards heranziehen. Dennoch sieht es in der Praxis anders aus: ATS-Wegpunkte (oftmals als "IFR-Waypoints bezeichnet) sind eher unüblich. Sehr üblich hingegen ist es, die VFR-Meldepunkte der zahlreichen Kontrollzonen einzutragen. Auch im Flugfunk werden diese sehr häufig benutzt und von allen Lotsen gut gekannt. Auch normale Locations Indicators, also Ortsnamen, sind in Italien hierfür üblich.
Bekanntlich haben einige der Aviosuperfici (und alle campi di volo) in Italien keinen ICAO-Code. Dann ist im Flugplan stets ZZZZ als Start-Landeort einzutragen und dann in Feld 18 der Qualifier DEP oder DEST mit einer Erlläuterung des Namens und der Position des Flugplatzes. Bitte keine von irgendwelchen Flugplatzdatenbanken und Programmen (ForeFlight etc.) für diese Plätze vergebenen "eigenen" Codes eintragen! Nur offiziell vergebenbe ICAO-Codes mit vier Buchstaben! Sonst: ZZZZ.
VFR-Flugpläne werden bei Flugpplätzen mit ATS-Stelle (das sind sowohl die Flügplätze mit "Tower" als auch die so genannten AFIS-Plätze) automatisch geöffnet und geschlossen. Man muss nicht extra darum bitten.- er es trotzdem unbedingt tun möchte, kann es natürlich machen.
Auf unkontrollierten Plätzen ohne ATS-Stelle (Funkstelle "Radio") können Sie entweder die etwaige Person m Funk bitten, dies zu tun, oder (im Fall der Landung) dies selbst telefonisch beim zuständigen ARO tun. In Ausnahmefällen ist das Schließen von Flugplänen noch in der Luft vorgesehen.
Analog werden Flugpläne von TWR- und AFIS-Plätzen automatisch geöffnet. In allen anderen Fällen muss man den Flugplan nach dem Start bei der erstmöglichen Flugsicherungstelle (TWR, APP, FIS) mittels Startmeldung aktivieren.
Eine weitere persönliche Erfahrung meinerseits: In Italien ist es manchmal unter Umständen von Vorteil, auch bei VFR-Inlandsflügen einen Flugplan aufzugeben, denn im Gegensatz zu Deutschland werden diese in Italien auch an die sich auf der Strecke befindlichen ATC-Stellen verteilt. Und wenn die italienischen Lotsen einen solchen bereits vorliegen haben, tun sich diese oft deutlich leichter damit, die erwünschten Routings und Flughöhen zu genehmigen, als wenn man ohne Flugplan fliegt. Besonders gut funktioniert das, wenn man sich im Routenfeld des Flugplans praktisch IFR-Routings, also entlang der Luftstraßen angibt. In diesen Fällen bekommt man meist genau das angefragte Routing und die angefragte Höhe (VFR-Halbkreisflughöhenregel für Italien beachten), und zwar im gesamten Höhenband bis FL195 (außer natürlich im Luftraum A). Es ist allerdings zu bedenken, dass die Airway-Routings oft etwas länger sind als Direkt-Routings in 1000-2000 Fuß (auch unter Berücksichtigung einiger Shortcuts im Fluge).
NOTAMs
Während das Einholen der (sowohl airport- als auch FIR-bezogenen) NOTAMs eigentlich ohnehin ein Pflichtelement jeder Flugvorbereitung sein sollte, so ist in Italien die Kenntnis der NOTAMs von noch größerer Bedeutung als anderswo. Der Grund ist, dass in Italien sehr oft viele für einen Flug aüßerst relevante Umstände durch NOTAMs, teilweise durch permanente NOTAMs, veröffentlicht werden. Das ist auch der Grund, warum in vielen Fällen z.B. kein Treibstoff zur Verfügung steht oder kein Parkplatz vorhanden ist, obwohl in der AIP nichts Gegenteiliges steht. Besonders wichtig ist es bei jedem NOTAM-Briefing, keine falschen Filter-Einstellungen zu haben, wodurch z.B. NOTAMs, die älter als 90 Tage sind, ausgeblendet werden.
In Italien können die NOTAMs wiederum über die AROs bezogen werden, also dort, wo auch die Flugpläne aufgegeben werden. Man kann für ein NOTAM-Briefing direkt das Online-Tool der ENAV nutzen. Natürlich ist aber auch ganz klassisch die telefonische Abfrage beim ARO möglich, aber natürlich sehr "old-school":
Darüber hinaus bietet es sich aber an, NOTAMs wegen der größeren Bequemlichkeit auch für Flüge in Italien von anderen Quellen, also z.B. der DFS abzurufen. Aber achten Sie bitte darauf, dass bei jedem Abruf auch die so genanntne „C-Notams“ klassifiziert sind; dies sind jene, die sich auf die kleineren Flugplätze beziehen. In jedem Fall liegen die NOTAMs beim Online-Portal der DFS schon seit stets vollständig vor. Alternativ funktionieren auch die NOTAM-Briefings auf der französischen AIS-Seite SOFIA ganz gut (rein für NOTAMs braucht man dort nicht mal einen Login). Link:
https://sofia-briefing.aviation-civile.gouv.fr/sofia/pages/homepage.html
Gute Erfahrung habe ich auch mit den NOTAMs aus Skydemon gemacht. Sprich: sie scheinen mir in der Regel komplett zu sein.
Oder man ruft direkt bei dem betroffenen Flugplatz oder betreibendem Aeroclub an, um zu erfahren, ob es irgendwelche aktuellen Besonderheiten gibt. Insbesondere gibt es leider immer wieder eine Reihe kleinerer Aeroclubplätze, die mangels adäquater Feuerwehrbereitschaft über längere Zeiträume geschlossen sind.
WICHTIG: Sämtliche Aviosuperfici werden überhaupt nicht in den NOTAM-Datenbanken geführt; daher ist ein Anruf beim Betreiber die einzige Möglichkeit, sich über mögliche Schließungen usw. zu informieren.